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18. Juni 2012 1 18 /06 /Juni /2012 03:21

Unternehmen können sich am Anleihemarkt nach Dr. Horst Siegfried Werner ebenso zinsgünstig wie über unverbriefte Nachrangdarlehen Kapital beschaffen. Dabei präsentiert sich der Anleihemarkt aktuell im Aufwind: Der internationale Anleihemarkt an den Börsen für Staatsanleihen bzw. Staatsbonds und der europäische Anleihemarkt waren unter Druck und erlebten nachfragearme Zeiten. Nach der positiv verlaufenen Griechenland-Wahl wird sich das Vertrauen der Investoren in südeuropäische Staatsanleihen wird aufhellen.

Am Anleihemarkt werden Schuldverschreibungen als festverzinsliche Wertpapiere gehandelt. Anleihen werden in Deutschland im regulierten Börsenmarkt und im ausserbörslichen freien Markt an- und verkauft. Dabei werden die Anleihekurse von Börsenhändlern und sogen. Market-Makern nach Angebot und Nachfrage ermittelt. Nur ein Teil des Handels mit Anleihen findet an den Börsen statt. Der Handel mit Anleihen ist nicht börsenpflichtig. Aus diesem Grund findet ein Teil des Handels zur Kosteneinsparung direkt zwischen Emittenten und Investoren oder unter Banken statt. Der Handel mit Anleihe-Schuldtiteln ist hoch liquide und wird zur Bewältigung der großen Stückzahlen automatisiert über einen elektronischen Handel am Anleihemarkt abgewickelt. Bekannt sind die elektronischen Anleiheplattformen Eurex Bonds und Iboxx.

Was sich an den steigenden Staatsanleihezinsen der Euro-Krisenländer Spanien, Italien etc. seit einiger Zeit erkennen lässt, wird immer offenkundiger.  Die billigen Gelder der Europäischen Notenbank (EZB) werden gehortet, aber nur gering und stetig abnehmend in Staatsanleihen angelegt. Die Gelder der Investoren helfen kaum noch, die Anleihemärkte zu beruhigen. Die Banken der Euro-Länder übernahmen in den letzten Wochen für gerade noch Euro 2,7 Mrd. Staatsanleihen, wie aus den Veröffentlichungen der EZB hervorgeht. Allein im März 2012 waren es noch Euro 43,5 Mrd. gewesen. Unter Berücksichtigung der nationalen Euro-Notenbanken sanken die Anleihebestände bei Finanzinstituten sogar um Euro 3,1 Mrd. Und noch prekärer: auch die Kreditvergabe an Unternehmen blieb sehr schwach. Nach der Griechenland-Wahl bestehen gute Aussichten, dass das Vertrauen in die europäischen Anleihemärkte sich wieder bessert.  

 

Der nationale Anleihemarkt für Unternehmenstitel und Industrieanleihen verläuft von der Nachfrageseite her normal und zu sehr niedrigen Zinsen. Anleihen als Schuldtitel werden von Unternehmen zur Finanzierung mit einer jährlichen Festverzinsung ausgegeben. Anleihen sind deshalb nichts anderes als formalisierte wertpapierorientierte "Darlehen". Sie stellen bilanzrechtlich Verbindlichkeiten dar und werden mit einem gebundenen Zins oder auch einer Mindestverzinsung plus Gewinnbeteiligung ( = Gewinn-Schuldverschreibungen ) zur Unternehmensfinanzierung auf Zeit ausgegeben. Nachrangdarlehen und partiarische Darlehen sind im Gegensatz zur Schuldverschreibung keine wertpapierverbrieften Rechtsverhältnisse, sondern formlose Individualverträge.

 

Die internationalen Anleihemarkt-Experten erstaunt zwar, dass derzeit nicht nur die Papiere der Krisenländer massiv unter Druck gerieten, sondern dass auch viele Anleihen der bislang als sicher geltenden Länder unter Zinsdruck kamen. Bundesanleihen, deren Kurse sich normalerweise entgegengesetzt zu denen beispielsweise aus Spanien oder Italien entwickeln, notierten Mitte Juni 2012 zwar deutlich im Minus. Dasselbe Szenario zeigt sich bei englischen Bonds und sogar bei den amerikanischen Dollar-Staatsanleihen, die in Krisenzeiten ebenfalls nachgefragt sind, wenn die Anleihe- und Finanzmärkte in die Defensive geraten. Dennoch gilt, dass der Anleihemarkt trotz Volatilitäten sehr günstige Zinskonditionen bereithält.

 

Langfristig betrachtet können sich Unternehmen gerade jetzt wegen der von der EZB niedrig gehaltenen Leitzinsen sehr günstig über Firmenanleihen am Anleihemarkt refinanzieren. Die günstigen Refinanzierungszinsen gelten, obwohl in den vergangenen Monaten die Kurse von Firmenbonds wegen der Schuldenkrise in Europa gefallen und die Renditen gestiegen sind. Im Schnitt rentieren auf Euro lautende Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität aktuell mit ca. 4,5 Prozent an den Börsen-Anleihemärkten. Das sind etwa zwei Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt der vergangenen zwanzig Jahre. Am ausserbörslichen Anleihemarkt müssen die Unternehmen je nach Bonität und Investment-Grade ca. 5 % bis 7,5 % p.a. für das Anleihekapital zahlen. Das im langfristigen Mittel sehr günstige Anleihezinsniveau schafft gute Refinanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen.

 

Am Anleihemarkt haben europäische Unternehmen im Jahr 2010 neue Anleihen im Volumen von 170 Milliarden Euro an den Anleihemarkt gebracht. In dem Vorjahr 2009 kamen neue Firmenanleihen von mehr als Euro 300 Mrd. an den Anleihemarkt. Auch 2011 wurden überdurchschnittlich viele neue Anleihen am Bondmarkt emittiert. Am Anleihemarkt sind Unternehmensanleihen ein beliebtes Finanzierungsinstrument unabhängig von Bankkreditfinanzierungen ( siehe auch www.finanzierung-ohne-bank.de ) geworden. Der Anleihemarkt in und außerhalb der Börse zeigt sich als sehr leistungsfähiger Finanzierungsmarkt für Unternehmen.

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